Die Kleinbahn Kirchbarkau – Preetz – Lütjenburg

von Gerd Wolff (1969)

 

Kirchbarkau, Preetz und Lütjenburg sind Orte in Ostholstein, die geschichtlich und baulich sehr viel bieten. Nahe Kirchbarkau liegt das große Gut Bothkamp mit dem schönen Herrenhaus und einem sehr großzügigen, lang gestreckten Torhaus. Bothkamp ist bekannt durch seine Sternwarte und die reichen Kunstschätze, welche die Besitzer, die Grafen von Bülow, in Generationen zusammengetragen haben. Preetz ist durch das Kloster bekannt. Die Anlagen bestehen noch heute als Alterstift der schleswig-holsteinischen Ritterschaft. Lütjenburg ist ein altes, ganz reizendes und liebenswertes Städtchen mit Vergangenheit, schönen Bauten und einer großen Kirche, die neben anderen vielen Kunstschätzen mehrere Gruftkapellen und Grabsteine ostholsteinischer Adelsfamilien birgt, u. a. die Reventlowkapelle mit dem großartigen Grabmal von Otto von Reventlow und seiner Gemahlin. Unweit Lütjenburg lockt bei Hohwacht der Ostseestrand. Diese drei Orte wurden bis vor 30 Jahren durch eine Kleinbahn verbunden, deren Züge nur knapp 30 Jahre durch das reiche, ausschließlich landwirtschaftlich genutzte Wagrien dampften. Über die Kleinbahn Kirchbarkau – Preetz – Lütjenburg (KPL) war bisher herzlich wenig bekannt. Auch eine Wanderung entlang der alten Bahntrasse, Befragung von älteren Einwohnern und die Suche nach ehemaligen Bediensteten halfen nicht viel weiter. Bei der Suche nach Unterlagen über die KPL stieß ich  schließlich im Sommer 1968 auf die Kreisverwaltung Plön und die Bundesvermögensverwaltung in Kiel und entdeckte Quellen, deren Anzapfung lohnte. Warum gerade hier Unterlagen über die KPL zu finden waren, erklärte sich aus dem ruhmlosen Ende der Bahn. Ohne das liebenswürdige Entgegenkommen von Herrn Kreisverwaltungsrat Nissen in Plön, der mir die Akten der Kleinbahn zur Einsichtsnahme heraussuchte, hätte ich diesen Bericht über die KPL nicht aufzeichnen können.

Die KPL ist gebaut worden, um den landwirtschaftlich reichen und intensiv genutzten Gutsdistrikt des östlichen Kreisgebietes vom Kreis Plön verkehrsmäßig besser zu erschließen. Die Trasse führte von Kirchbarkau in etwa direkter Linienführung nach Preetz und in einem nördlichen und einem südlichen Bogen weit ausholend weiter nach Lütjenburg. Die geschwungene Linienführung war bedingt durch die Forderung, die Bahn an möglichst vielen Gütern vorbei zu führen. Zwischen Preetz und Lütjenburg war die Trassenführung nicht sehr glücklich. Hauptan- und Abfuhrgüter waren ausschließlich landwirtschaftliche Erzeugnisse, besonders Getreide, Rüben und Milch zur Molkerei Lütjenburg, Kunstdünger und Brennstoffe. Die Bahnhof- und Haltepunktfolge war auffallend dicht. Auf der 41 km langen Strecke gab es nicht weniger als 23 Haltestellen. Die meisten Haltestellen hatten massive Bahnhofsgebäude sowie Ladegleise. Der Bahnhof Lammershagen war außer den drei großen Namensbahnhöfen der größte Zwischenbahnhof mit zwei  Ausweichen und einer Wasserstation. Der Bahnhof Kirchbarkau war Gemeinschaftsbahnhof mit der Kleinbahn Kiel - Segeberg. Das verhältnismäßig große Empfangsgebäude mit säulengeziertem Portal war Eigentum der KPL. (Die Kiel – Segeberger Eisenbahn kam erst 1 ½ Jahre später.) In Preetz lag der Kleinbahnhof in der Stadt, weit abseits des Staatsbahnhofs. Das große Verwaltungs- und Bahnhofsgebäude, ein reich mit glasierten Ziegeln geschmückter, mit Erkern, Türmchen und Treppengiebel gezierter Klinkerbau, dient heute als Jugendherberge. Der Lokschuppen ist heute Lager- und Bürohaus. Jenseits der Staatsbahnunterfahrung führte ein Verbindungsgleis zum Staatsbahnhof Preetz hinauf. In Lütjenburg mündete die Kleinbahn in den Staatsbahnhof ein. Hier befand sich ein kleiner Lokschuppen mit Wasserstation und Kohleladestelle. Bemerkenswert am Bahnhof Lütjenburg war neben dem Bahnhofsbau das landgräfliche Empfangsgebäude, ein kleiner hölzerner Prachtbau, an den sich ältere Bahnhofsbedienstete noch lebhaft erinnern.

Der Güterverkehr war sehr rege, aber auch der Personenverkehr erbrachte vor allem großen Verkehr mit lokaler Bedeutung in Richtung Preetz als großer Marktflecken und Mittelpunkt des großen Gutsbezirks des Klosters Preetz, welches bis 1920 der größte Grundbesitzer im nördlichen Ostholstein war. Die Streckenführung der Bahn war im großen und ganzen unglücklich und ausschließlich nach den Interessen der Klosterverwaltung in Preetz ausgerichtet, da in Preetz eine große Mühle, eine Malzfabrik und eine Bierbrauerei vorhanden waren, Preetz einen großen landwirtschaftlichen Markt besaß und eben wirtschaftlicher Mittelpunkt des einst politisch wie wirtschaftlich mächtigen Preetzer Kloster war. Richtiger wäre eine Trasse von Kiel über Lütjenburg nach Oldenburg i. H. gewesen, die einer alten Handelsstraße und einem auch heute kräftigen Verkehrsstrom folgte. Die Entfernung zwischen dem Kleinbahnhof und dem Staatsbahnhof in Preetz ließen das Umsteigen sowieso zu einem beschwerlichen Problem werden, so dass nach dem Ausbau der Landstrasse (Kiel) – Raisdorf – Lütjenburg – Oldenburg Personen- und Güterverkehr schnell auf diese Verkehrsader abwanderten.

Die Trasse lässt sich heute noch gut verfolgen, fast auf der ganzen Länge wird sie jetzt als Trampel- oder Karrenweg benutzt. Lediglich im Ortsbereich Lütjenburg ist durch umfangreiche Straßenbauarbeiten der Bahnkörper und der Damm zum Bahnhof hin verschwunden. Die Bahnhofsgebäude stehen alle noch und werden als Wohnhaus oder Stall genutzt. Selbst der einzige Bahnhof in Holzbauweise steht noch in Großbarkau. Er ist arg zerrupft und zerfallen, aber noch deutlich als Bahnhof erkennbar. Er wird heute als Lagerraum verwendet. Die markantesten Punkte der Strecke waren und sind auch heute noch die Unterfahrung des hohen Staatsbahndammes in Preetz, etwa 500 m vor dem ehemaligen Bahnhof Preetz, sowie der Dammstrecke durch den Postsee. Ein Durchlaß mit stählernem Überbau war etwa auf der Mitte (zwischen km 7,3 und 7,4, gerechnet ab Kirchbarkau) vorhanden. Die Brückenfundamente stehen heute noch, an die Stelle der Bahnbrücke ist jetzt ein Fußgängersteg getreten.

Die KPL wurde am 21.06.1908 gegründet. Hauptaktionäre waren der Kreis Plön (730 000 Mark, später 912 000), Stadt Preetz (364 000 Mark später 182 000), die Baufirma Habermann & Guckes, Kiel(364 000 Mark), Stadt Lütjenburg (1000 Mark) und der Gutsbesitzer Karl Hirschberg, Lammershagen (1000 Mark). Bau der Bahn und sämtliche Gebäude sowie Beschaffung der Fahrzeuge wurde an die Baufirma Habermann & Guckes, Kiel, vergeben,  die Betriebsführung der Fa. Lenz & Co. Übertragen. Die landespolizeiliche Abnahme des ersten 30,8 km langen Streckenabschnittes Preetz – Lütjenburg erfolgte am 27. September 1910. Die Eröffnung fand mit großen Feiern, mit Musik, Festessen, Umzug und Honorationenfahrt am 01.10.1910 statt. Am 02.04.1911 erfolgte die Eröffnung der 10,7 km langen Verlängerung nach Kirchbarkau. Die gesamte Bahnlänge betrug 41,516 Kilometer. 1922 waren 3,8 Km Nebengleise vorhanden sowie 52 Weichen, 1 doppelte Kreuzungsweiche und 0,5 km Übergabegleis in Preetz mit 2 Weichen. Verlegt waren Schienen von 12 m Länge und einem Gewicht von 24,4 kg/m. Der Raddruck war ursprünglich auf 6 t, die Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h beschränkt. Das Gleis verlief ausschließlich auf eigenem Bahnkörper. Nachdem 1919 ein Anschlussgleis zur Ziegelei Wakendorf wieder beseitigt worden war, wurde 1927 zur Ziegelei Gottesgabe ein Anschlußgleis gebaut, an der die KPL seit Mitte der zwanziger Jahre beteiligt war. Neben dem Kiesgleis in Rastorf waren dies die einzigen Industriegleise. Bis in die zwanziger Jahre verkehrten auf der ganzen Strecke täglich 3 Zugpaare, ab 1923 wurden nur noch 2 durchgehende Zugpaare gefahren, zwischen Kirchbarkau und Preetz nur noch werktags. Ab 1926 verkehrte der umgebaute Dieseltriebwagen und fuhr 3 Zugpaare täglich. Ein 4. Zugpaar verkehrte als Gmp zwischen Preetz und Lütjenburg. Zeitweilig verkehrten durchgehende Züge Preetz – Kirchbarkau – Kiel (ab November 1919).

1926 umfaßte der Personalstand 20 Angestellte und 36 Arbeiter, eine bemerkenswerte hohe Zahl für solch ein kleines Unternehmen! Als am 01.04.1927 die Betriebsführung auf die Allgemeine Deutsche Eisenbahnbetriebs-Ges. überging, setzte eine merkliche Rationalisierung ein. Die Betriebsmittel wurden instand gesetzt und der Personalbestand auf 16 und 22 reduziert. Die Beförderungsleistungen lagen im Geschäftsjahr 1927/28 bei 86 592 beförderten Personen und 39 142 t beförderten Gütern. Für 1930 begann für die Kleinbahn eine düstere Zeit. Der Verkehr ging rapide zurück durch den Ausbau der Straße (Kiel) – Raisdorf – Lütjenburg – Oldenburg und Einrichtung der Postautobuslinie Selent – Kiel bzw. Selent –Kreuz – Preetz – Kiel. 1929 war noch ein Kleinbahndarlehen zum Umbau der Strecke (Oberbau) gewährt worden, ein Jahr später drohte die Stillegung. Protestkundgebungen, Versammlungen, Versprechen der großen Güter, künftig „ihre“ Bahn mehr zu benutzen, Zusagen, Beschimpfungen, Loyalitätsbezeugungen und Bitten lösten einander ab. Überlegungen wurden geführt über einen Zusammenschluß mit der Kleinbahn Kiel – Segeberg und der Kleinbahn Lübeck – Segeberg. Bezeichnend für die Stimmung ist eine Pressenotiz aus dem Jahr 1930: „Die Erbauung der Klb mit der jetzigen Linienführung barg schon ihren evtl. Untergang in sich.

Die Landwirtschaftlichen Anlieger großer Güter brachten es damals fertig, eine ihnen genehme Linienführung durchzudrücken unter Umgehung z. B. des großen Dorfes Selent. So wurde die Kleinbahn eine Bahn des Großgrundbesitzes. Sie konnte nur bestehen, wenn der Großgrundbesitz seine Frachten ausschließlich mit der Bahn befördern ließ. Dieser Pflicht ist er nicht nachgekommen...“

Die Stillegung wurde hinausgeschoben und nach langem Tauziehen 1934 sogar Geld aus dem Arbeitsbeschaffungsprogramm für die Durcharbeitung der Gleisanlagen (schwerer Oberbau) bereitgestellt. Ändern tat sich jedoch nach all diesen Klimmzügen gar nichts – ganz im Gegenteil. Im Oktober 1930 betrug die durchschnittliche Besetzung der Züge 9, 10, 11 und 12 zwischen Kirchbarkau und Preetz 1, 3, 5 und 4 Personen. Am 01.04.1931 wurde der Personenverkehr zwischen Kirchbarkau und Preetz eingestellt und der Güterverkehr auf Bedarfszüge beschränkt. 1937 verkehrten noch 3 Zugpaare täglich zwischen Preetz und Lütjenburg, der Verkehr war sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr so gering geworden, daß in der ordentlichen Generalversammlung am 13.04.1938 die Auflösung der AG Klb KPL beschlossen wurde.

Am 15.05.1938 wurde der Betrieb eingestellt und unverzüglich mit dem Abbruch der Bahnanlagen begonnen. Die Bahn erhielt insofern noch posthume Bedeutung, als die Luftwaffe 1937/38 einen Seefliegerhorst bei Bellin am Selenter See anlegte. Für die Bediensteten dieser Anlagen spielte der Abschnitt Neuhaus – Lütjenburg eine Rolle. Durch Vertrag vom 6./9. Juni 1939 zwischen dem Deutschen Reich – Reichsfiskus (Luftfahrt) und der KPL wurden an das Reich zum Preis von 360 150,- Mark Verkauft:

 

1. der gesamte Oberbau der Kleinbahn

2. die eisernen Überbauten

3. alle zum Bahnbetrieb gehörenden Geräte, Fernsprechanlagen usw.

4. sonstige Einrichtungen wie Wasserkran, Werkstatteinrichtungen, Rampen, Gleiswagen und dergleichen

5. der gesamte Fahrpark, Lokomotiven und Wagen.

 

1940 erwarb der Reichsfiskus auch den Grund und Boden für den Streckenabschnitt Lütjenburg – Seekrug. Über diesen Gleisrest wurde bis etwa 1943 der Seefliegerhorst Bellin bedient. Die Zuführung der Güterwagen besorgte die DR mit einer Kleinlok des Bahnhofes Lütjenburg, die Überstellung nach Bellin erfolgte ab Seekrug mit Straßenrollern. In Berlin wurden die Wagen wieder abgesetzt und konnten auf verschiedenen Anschlussgleisen zu den Werkstätten, Magazinen und Baracken verschoben werden. Nach 1943 wurde auch dieser Restbetrieb eingestellt und abgebaut. Die kleinbahneigenen Anlagen (Wasserkran, Lokschuppen, Pumpwerk in Lütjenburg) gingen 1941 auf die DR über. Das Bahnhofsgebäude in Preetz (heute Grünanlage) einschließlich des Bahnhofs- und Verwaltungsgebäudes ging an die Stadt Preetz über, während der gesamte übrige Grundbesitz an Anlieger und Kommune verkauft wurde. Die Liquidation des Unternehmens konnte erst 1963 (vom Kreis Plön als Liquidator) abgeschlossen werden, nachdem das letzte Grundstück veräußert war.

Die Fa. Habermann & Guckes beschaffte von Humboldt vier T3 ähnliche dreiachsige Tenderlokomotiven (Bj. 1910, Fabr.-Nr. 416-19) sowie wahrscheinlich 4 BC und 4 C-Wagen, 2 Pack- Postwagen, 6 Kieswagen (davon 3 mit Bremse) sowie 3 geschlossene Güterwagen. Letztere wurden 1911 mit Bänken ausgerüstet, um sie als Behelfspersonenwagen laufen zu lassen. Obwohl ursprünglich beabsichtigt war, besondere Milchwagen zu beschaffen, wurden solche Wagen jedoch nicht eingesetzt, vielmehr waren die Frühzüge so gelegt, daß die Milch im Pack- oder Stückgutwagen nach Lütjenburg befördert werden konnte. Außerdem wurden später 21 Güterwagen in den DR-Park eingestellt. Dieser Wagenbestand blieb etwa 20 Jahre konstant. 1922 tauschte die Kleinbahn bei der Fa. Erich am Ende, Berlin (bekannte Firma, die mit Gebrauchtfahrzeugen handelte), 1 Lokomotive und 2 Personenwagen (III. Klasse) gegen 2 Dampftriebwagen (Gewicht 30 t, 40 Plätze) ein. Über diesen Dampftriebwagen wissen wir so gut wie gar nichts. Lediglich ihre Existenz bei der KPL und die Tatsache, daß sie ständig defekt und wenig einsatzfähig waren, sind verbürgt. 1925 stürzte sich die Kleinbahn in ein Unternehmen, dessen Ausgang wenig ruhmreich war. Einer der beiden Dampftriebwagen wurde bei der Fa. Dipl.-Ing. Simon, Blankeneses, zu einem Benzol- und Sauggastriebwagen umgebaut. Das neue Triebwagendrehgestell lieferten die Ottensener Eisenwerke. Der Schriftverkehr um diesen Verbrennungstriebwagen (Gutachten, Gegengutachten) nimmt in den noch vorhandenen Unterlagen einen breiten Raum ein. Hier sei nur soviel gesagt, daß es fast 2 Jahre dauerte, bis das Fahrzeug überhaupt als Benzol-Vt einsatzfähig war, daß immer wieder Probefahrten (mit Gästen) durchgeführt wurden, die schon nach wenigen km im Feld endeten, daß ständig Schäden an der Maschinenanlage auftraten, daß die Sauggasanlage überhaupt nicht funktionierte und der VT nie als Sauggastriebwagen gelaufen ist. Schon 1929 finden wir im Protokollbuch die Notiz: Beide Triebwagen wurden jetzt verschrottet, nachdem sie schon seit 2 Jahren betriebsunfähig abgestellt sind. 1923  wird ein O-Wagen (Bj. 1864) verschrottet, 1931 ging ein Personenwagen an die Boitzenburger Stadt- und Hafenbahn. Ein weitere Personenwagen muß wenig später verkauft worden sein, denn die Statistik weist 1936 nur noch 4 Personenwagen aus.

1928 vermeldete das Protokollbuch: Die T3-Lok Nr. 51 der ADEG, die schon vor einiger Zeit hier als Mietlok eingesetzt ist, wurde gekauft. Um diese Maschiene gibt es nun einiges Rätselraten, und folgende Vermutung schein zu stimmen: Bei der Farge-Vegesacker Eisenbahn (ADEG) war seit 1911 eine 1Cn2t Nr. 51 Hanomag 1911/6213 i. E. Diese Lok ging 1927 oder früher an die KPL, kam 1939 zurück an die FVE und wurde 1941 an Kiel – Schönberg abgegeben. Dies Manipulation wird durch die Tatsache unterstrichen: Die FVE hatte ursprünglich 4 Lokomotiven, von denen 1921/25 Nr. 1-3 verkauft bzw. verschrottet wurden. Die vierte Lok Nr. 4, die spätere o. a. Nr. 51, wurde bislang in unseren Listen als  bei der FVE verblieben geführt. Dies stand bislang aber im Widerspruch zu der belegten Tatsache, daß vor 1927 die FVE zeitweise keine eigenen Lokomotiven hatte, sondern Triebfahrzeuge von der DR gestellt wurden. 1927 und später wurden von FVE vier neue Lokomotiven gekauft mit den Nr. 1 – 4. Wir können mit einiger Sicherheit annehmen, daß der Vermerk T3 im Protokollbuch falsch, die Nr. ADEG 51 aber richtig ist. Die Lok Nr. 1 (Fabr.-Nr. 416) taucht später bei der Kleinbahn Kiel – Schönberg auf und ist nach den bisherigen Forschungen 1936 nach dort überstellt worden.

Nach der Stillegung der KPL und dem Verkauf der Fahrzeuge an das Reich (Luftwaffenkommando See) wurden etliche Kleinbahnbedienstete nach Sylt versetzt. Das Luftwaffenkomando See begann dort eine regelspurige Neubaustrecke von Westerland nach Hörnum zu bauen. Die Bahn wurde bis Rantum fertig gestellt, ist dann aber nach Kriegsende wieder abgebaut worden. Wahrscheinlich sind auch das gesamte Rollmaterial sowie die Oberbaustoffe der KPL nach Sylt gekommen. Bekannt ist, daß die DR 1946 eine der ex KPL-T3-Lok von Sylt übernahm und als 89 7354 II beim Bw Flensburg, später Husum und Kiel einstellte. Es handelte sich hier um ein Kuriosum, insofern, als die Nr. 89 7354 ohne zwingenden Grund zweimal vergeben worden ist. Das ist also die Betriebs- und Fahrzeuggeschichte der Kleinbahn Kirchbarkau – Preetz – Lütjenburg, einer unbekannten und vergessenen Bahn, deren Geschichte zufällig, aber präzise 30 Jahre nach ihrer Stillegung aufgedeckt und mitgeteilt worden ist.

 
 
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